NEIN zur Stadtbahn!

 

Warum?

 

Nach offiziellen Angaben[1] würde die Bauzeit für den ersten Bauabschnitt der Innenstadtstrecke drei bis fünf Jahre dauern. Wenn wir uns die Bauzeit wesentlich kleinerer Vorhaben in Tübingen anschauen, dürfte dies eher untertrieben sein.

  • Wir wollen keinen Abriss der Neckarbrücke und weitere jahrelange Großbaustellen im Herzen der Stadt. Das wäre der Ruin für Einzelhändler, Gastronomen und den Tourismus. Sie leiden unter den Bauarbeiten am Europaplatz und Corona schon genug.
  • Um die Kosten und Zuschüsse für den öffentlichen Nahverkehr nicht weiter steigen zu lassen, müsste das TüBus-Netz um ca. ein Drittel ausgedünnt werden.[2] Folge: Taktreduzierungen, Haltestellenverlegung, neue innerstädtische Umsteigezwänge.
  • Wir wollen nicht, dass ganz Tübingen samt einigen Teilorten für den Komfort weniger Einpendler aus dem Umland aufkommen sollen, die vielleicht vom Auto auf die Straßenbahn wechseln. Auch sie können einmal am modernisierten Omnibusbahnhof oder anderen RSB-Haltepunkten auf zu etablierende Direktbuslinien umsteigen.
  • Die Innenstadtstrecke würde viel zu teuer. Auch Bundes- und Landeszuschüsse sind unser Steuergeld, nicht nur Zahlungen aus dem städtischen Haushalt. Bisherige -veraltete!- Schätzkosten gehen von Planungs- und Erstellungskosten von rund 230 Millionen Euro für die Strecke Hauptbahnhof-Waldhäuser Ost aus. Man braucht kein Hellseher sein, um gewaltige Kostensteigerungen bis zum Jahr 2030 zu ahnen.

 Es gibt noch keine Förderzusage des Bundes und des Landes. Diese wird vom Ergebnis der überarbeiteten Standardisierten Bewertung abhängen. Und erst recht steht in den Sternen, ob und wie sich die beteiligten Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollern-Alb, die Städte Reutlingen und Tübingen und die an der Regionalstadtbahn beteiligten Gemeinden die laufenden Betriebskosten aufteilen werden.

 

Eins steht allerdings fest: es wird teuer, auch für Tübingen. Denn die neue Regionalstadtbahn und erst recht die überteuerte Innenstadtstrecke wird sich -wie andere öffentliche Verkehrsmittel- nicht aus Ticketerlösen finanzieren können, sondern braucht hohe Zuschüsse.

 

Ist dieser riesige Aufwand für ca. 3750 Umsteiger täglich vom Auto auf die Innenstadtstrecke, davon ca. 1750 mit Ziel Bereich Uni Tal, 1250 mit Ziel Kliniken Berg/Morgenstelle, 750 mit Ziel Wanne/WHO[3] gerechtfertigt? Wir meinen eindeutig: nein!

 

Die Liste wichtiger Einwände gegen die Innenstadtstrecke ist lang.

 

Dazu noch einige Stichworte:

  • Nadelöhr Mühlstraße ungelöst
  • Elektromagnetische Strahlung / Sicherungsmaßnahmen für Universitätseinrichtungen Neubau der Neonatologie
  • Erschütterungen und quietschender Lärm
  • Denkmaschutz an der historischen Neckarfront
  • Feuerwehraufstellflächen trotz Oberleitungen (Mühlstraße!)
  • ökologischer Fußabdruck (verbauter Beton und Stahl, Energiebedarf)
  • Schienen als Fahrradfallen
  • Umweltverträglichkeit
  • Natur- und Artenschutz (insbesondere ab Strecke Schnarrenberg).

Das zeigt uns:

 

Wir müssen jetzt aktiv werden, damit wir nicht bald vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

 

Denn der Zweckverband Regionalstadtbahn plant Zug um Zug Details für das Gesamtprojekt und betreibt mit Zustimmung aller Gremien bereits die Ausschreibung und den Kauf erster Tramtrain-Züge. Und bei allen Tübinger Bauvorhaben, die an der geplanten Innenstadtstrecke liegen (z.B . Europaplatz, Karlstraße, Neckarbrücke, WHO) wird die geplante Trasse freigehalten, fällige Tiefbaumaßnahmen werden mit Zusatzkosten vorsorglich den Erfordernissen einer späteren Schienenverlegung angepasst.

 

Die letzten öffentlichen Veranstaltungen zur Innenstadtstrecke fanden im Herbst 2018 statt, also vor zwei Jahren. Es ist höchste Zeit, dass die Stadt über den aktuellen Stand informiert. Und höchste Zeit für eine Bürgerinitiative, hinter der sich Tübinger Bürgerinnen und Bürger mit einer klaren Aussage scharen: NEIN zur Stadtbahn!

 

Wir sind für den Bürgerentscheid im Herbst 2021 mit guten Argumenten gewappnet.

 

Was wollen wir?

 

  • Wir wollen keine Stadtbahn. Wir fordern bessere Bussysteme in Tübingen.
  • Wir wollen, das der zugesagte Bürgerentscheid mit der Bundestagswahl September 2021 stattfindet.
  • Wir fordern Klarheit über Höhe und Verteilung der Kosten für Tübingen. Dies betrifft Kosten für Planung, Bau und Betrieb der Stadtbahn, sowie weitere Kosten, wie etwa die Verlegung von Universitätseinrichtungen.

 

 

[1] Gemeinderatsvorlage 289/2018 vom 28.8.2018, S. 9

[2] Universitätsstadt Tübingen, Entwicklung TüBus-Netz im Umfeld der Regionalstadtbahn Neckar-Alb. Stand Sept. 2018

[3] Universitätsstadt Tübingen, Workshop Alternative Innenstadtstrecke, 6.11.2018